geschriebenes
2024
Vorüberlegungen
für redaktio ad absurdum 3
Vorüberlegungen
für redaktio ad absurdum 3
renaturiert
Ich war ein Baum, 2010 war das, Blätter aus Polyirgendwas,
meine Äpfel schmeckten süß
ich warf sie nach einer Blechdose
herzlos, daneben, Rinde lose von den Schultern hängend,
die Blechdose wollte ein Herz, aweful sentimental.
Meine Blätter trocknen, ich habe sie in der Spüle gewaschen,
sie waren schrecklich verstaubt. Damals war ich so –
Mein Blick fließt viel zu gerade, ich will ihn aufweichen,
die fernen Fixpunkte vermeiden, die die immer gleichen Zeichen unterstreichen,
will die geraden Wände sprengen, die die Erinnerung in enge Bahnen zwängen,
ich will ein Herz, das sich windet, sentimental, aweful.
07.03.2017, da war ich schon lange kein Baum mehr:
Ich bin kein Stück vorangekommen, ich denke immer noch, ich müsste vorankommen.
Ich war ein Baum, 2010 war das, Blätter aus Polyirgendwas,
meine Äpfel schmeckten süß
ich warf sie nach einer Blechdose
herzlos, daneben, Rinde lose von den Schultern hängend,
die Blechdose wollte ein Herz, aweful sentimental.
Meine Blätter trocknen, ich habe sie in der Spüle gewaschen,
sie waren schrecklich verstaubt. Damals war ich so –
Mein Blick fließt viel zu gerade, ich will ihn aufweichen,
die fernen Fixpunkte vermeiden, die die immer gleichen Zeichen unterstreichen,
will die geraden Wände sprengen, die die Erinnerung in enge Bahnen zwängen,
ich will ein Herz, das sich windet, sentimental, aweful.
07.03.2017, da war ich schon lange kein Baum mehr:
Ich bin kein Stück vorangekommen, ich denke immer noch, ich müsste vorankommen.
2020
für redaktio ad absurdum 1
für redaktio ad absurdum 1
Selbst gemacht
Kopfüber, Silberdraht fest um deinen zierlichen Hals geschlungen, hängst du über meinem Schreibtisch. Wie ein Fisch an der Angel. Und wie einen Fisch habe ich dich ausgehöhlt, vorsichtig dein Inneres zerrieben, bis du nachgabst. Habe das zerrieben, was dein Leuchten hielt – das filigrane Gerüst, in das der Wolfram-Wendel eingespannt war, bevor er verglühte und dich Schrott werden ließ.
Ich habe dir ein neues Leben (lies: Zweck) gegeben.
Ausgeleert, umgedreht und neu befüllt baumelst du dich ein in deinen neuen Platz vor dem Fenster. Wie ein comic-hafter Geistesblitz, festgefroren in der Luft über meinem Schreibtisch-Kopf. Nur falsch herum. ahA. Als würde ich anerkennen, dass die Idee nicht aus mir kommt – ich bin kein Sockel, zapfe keinen Strom – sondern zu mir. Dabei habe ich dich selbst gemacht; ich tu-es-selbst, I /diaɪˈwaɪ/, für einen Hauch von Selbstwirksamkeit und Eigen-Zweck (lies: Leben). Ich tu-es-selbst, I‘m DIYing und finde heraus, dass www.diydying. com keine Selbstmordratschläge, sondern Bestattungen in Eigenregie anbietet, sowie „Todes-Geburtshilfe“ („death midwifery“). Und frage mich, warum geborenwerden mir passiert, sterben aber ein Verb ist, das ich scheinbar tun kann, wie atmen oder scheißen oder kaputte Glühbirnen zu Hänge- vasen upcyceln.Lange dünne Hälse luken aus dir hervor, die große blassgrüne Köpfe tragen, vollgestopft mit feinstem Rosa, das man noch nicht sieht, und doch sehen kann. Dann sind die Hälse vergammelt, glibschig und übelriechend geworden, noch bevor die Knospen explodieren und ihre Fülle verströmen konnten. Jetzt hängen sie, ich weiß nicht wie lange schon, vertrocknet in deinem Gewinde über meinem Schreibtisch- Kopf. Ein bisschen zwecklos. Ein bisschen Selbst.
Kopfüber, Silberdraht fest um deinen zierlichen Hals geschlungen, hängst du über meinem Schreibtisch. Wie ein Fisch an der Angel. Und wie einen Fisch habe ich dich ausgehöhlt, vorsichtig dein Inneres zerrieben, bis du nachgabst. Habe das zerrieben, was dein Leuchten hielt – das filigrane Gerüst, in das der Wolfram-Wendel eingespannt war, bevor er verglühte und dich Schrott werden ließ.
Ich habe dir ein neues Leben (lies: Zweck) gegeben.
Ausgeleert, umgedreht und neu befüllt baumelst du dich ein in deinen neuen Platz vor dem Fenster. Wie ein comic-hafter Geistesblitz, festgefroren in der Luft über meinem Schreibtisch-Kopf. Nur falsch herum. ahA. Als würde ich anerkennen, dass die Idee nicht aus mir kommt – ich bin kein Sockel, zapfe keinen Strom – sondern zu mir. Dabei habe ich dich selbst gemacht; ich tu-es-selbst, I /diaɪˈwaɪ/, für einen Hauch von Selbstwirksamkeit und Eigen-Zweck (lies: Leben). Ich tu-es-selbst, I‘m DIYing und finde heraus, dass www.diydying. com keine Selbstmordratschläge, sondern Bestattungen in Eigenregie anbietet, sowie „Todes-Geburtshilfe“ („death midwifery“). Und frage mich, warum geborenwerden mir passiert, sterben aber ein Verb ist, das ich scheinbar tun kann, wie atmen oder scheißen oder kaputte Glühbirnen zu Hänge- vasen upcyceln.Lange dünne Hälse luken aus dir hervor, die große blassgrüne Köpfe tragen, vollgestopft mit feinstem Rosa, das man noch nicht sieht, und doch sehen kann. Dann sind die Hälse vergammelt, glibschig und übelriechend geworden, noch bevor die Knospen explodieren und ihre Fülle verströmen konnten. Jetzt hängen sie, ich weiß nicht wie lange schon, vertrocknet in deinem Gewinde über meinem Schreibtisch- Kopf. Ein bisschen zwecklos. Ein bisschen Selbst.
2020
elude me
a face
maybe only features, really
too much to see
some things elude me
like the back of a head
or my own face in the mirror
self-portraits are hard
I remember that one guy
But I don’t know what he says
my thoughts wander
I’m not invited
I remember sleeping
a face
maybe only features, really
too much to see
some things elude me
like the back of a head
or my own face in the mirror
self-portraits are hard
I remember that one guy
But I don’t know what he says
my thoughts wander
I’m not invited
I remember sleeping
2020
keine Lichtung
Bäume, saftig, satt und so voll, dass kaum ein Strahl Sonnenlicht den Boden je erreicht, und doch pulsiert gerade hier jeder Zentimeter. Man sagt, der Mensch könne gerade die Farbe Grün in tausenden Schattierungen wahrnehmen. Tausend Schattierungen und keine Lichtung, so dicht steht hier grün an grün an grün. Ich beuge mich näher und sehe unergründliches Grün, Tiefe, Gewusel, Dunkel, Leben – meine Wimpern wurzeln in der Tiefe und werden zu Bäumen, saftig, satt und so voll, dass kaum ein Strahl Sonnenlicht die Augen je erreicht – und doch pulsiert gerade hier jeder Millimeter mit Leben, regt sich, will gesehen werden, will sehen. Aber mein Blick sieht keine Regentropfen, sondern nur, dass die Welt verwischt wirkt. Meine Wimpern werden zu Bäumen, saftig, satt und so voll, dass der Regen an ihnen hängen bleibt – in der Luft der salzige Geschmack des nächsten Niederschlags.
Tausend Schattierungen und keine Lichtung.
Bäume, saftig, satt und so voll, dass kaum ein Strahl Sonnenlicht den Boden je erreicht, und doch pulsiert gerade hier jeder Zentimeter. Man sagt, der Mensch könne gerade die Farbe Grün in tausenden Schattierungen wahrnehmen. Tausend Schattierungen und keine Lichtung, so dicht steht hier grün an grün an grün. Ich beuge mich näher und sehe unergründliches Grün, Tiefe, Gewusel, Dunkel, Leben – meine Wimpern wurzeln in der Tiefe und werden zu Bäumen, saftig, satt und so voll, dass kaum ein Strahl Sonnenlicht die Augen je erreicht – und doch pulsiert gerade hier jeder Millimeter mit Leben, regt sich, will gesehen werden, will sehen. Aber mein Blick sieht keine Regentropfen, sondern nur, dass die Welt verwischt wirkt. Meine Wimpern werden zu Bäumen, saftig, satt und so voll, dass der Regen an ihnen hängen bleibt – in der Luft der salzige Geschmack des nächsten Niederschlags.
Tausend Schattierungen und keine Lichtung.